Laufreise mit leichtem Stressfaktor

Es ist zwar schon ein paar Jahre her, aber es war auch im Juni, als ich mal wieder in den USA zu Wettkämpfen unterwegs war.

Mittlerweile waren wir in Colorado angekommen, wo es mich immer wieder hinzog und wo ich schon unzählige Wettkämpfe und Höhentrainingslager durchgeführt hatte.

Die geplanten Läufe lagen bereits hinter mir, als ich mir in Leadville/Colorado, der höchstgelegensten Stadt der USA (3100 m üNN) langsam Gedanken über meinen Rückflug nach Deutschland machen musste.

Eigentlich kein Problem, denn der Flughafen in Denver, von dem ich sonst immer flog, lag nur gut eine Autostunde von Leadville entfernt.

Diesmal ging mein Flug aber ab New York City, wo ich auch meinen Mietwagen wieder abgeben musste.

An diesem Morgen wurde mir erst bewusst, wie viele Meilen wir auf dieser Reise schon zurückgelegt hatten. So richtig aber erst, als wir erfuhren, dass es ca. 2800 Kilometer bis New York waren, was ungefähr der Entfernung von Paris nach Moskau entspricht. 

Eigentlich kein Problem, der Rückflug war für Sonntag nachmittag gebucht, und das waren ja noch fünf Tage hin.

Wenn ich da nicht noch etwas vorgehabt hätte...

Zum Abschluss dieser Wettkampfreise wollte ich am Whitface Mountain Uphill Footrace in der Nähe von Lake Placid teilnehmen, wo 1980 die Olympischen Spiele stattfanden.

Stephan (der hier zu meiner Crew gehörte) und ich fuhren immer abwechselnd einen Tag und zwei Nächte nonstop Richtung Osten, bevor wir es etwas ruhiger angehen lassen konnten.

Am Freitag nachmittag kamen wir dann endlich in Lake Placid an.

Als ich eine Landkarte studierte und sah, wie viele verschiedene Bundesstaaten sich um NYC "tummeln", kam mir eine spontane Idee.

Ich schaute im Internet, wo hier im Osten der USA an diesem Wochenende überall Läufe stattfanden...es waren etliche...und es war tatsächlich (theoretisch) möglich...

Es war möglich, dass ich an zwei Tagen an drei Läufen in drei verschiedenen Bundesstaaten teilnehmen konnte, auch wenn es zeitlich etwas knapp werden würde, vor allem was den Rückflug betraf, und dass es eigentlich von keinerlei Bedeutung war. 

Jetzt freute ich mich aber erst einmal auf das Whitface Mountain Uphill Footrace am kommenden Morgen, einem Berglauf, wo es 8 Meilen (ca. 13 km) nur bergauf geht, und wo bis zum Ziel 1100 Höhenmeter überwunden werden müssen..

Ich liebe diese Art von Läufen, aber die lange Autofahrt saß mir so in den Knochen, dass ich auf den ersten Kilometern nicht meinen Rhytmus fand und schon bis auf Platz 27 durchgereicht wurde.

In der zweiten Hälfte lief es dann besser und ich war nur noch auf der "Überholspur", so das am Ende die Platzierung (Platz 6) ganz ok war.

Am nächsten Morgen (unserem Rückflugtag) stand ich dann schon wieder in Monroe/Connecticut am Start eines 5 km Laufes.

Nach dem Zieleinlauf ging es sofort weiter nach Roselle/New Jersey, wo um 14 Uhr das "Century 5k" starten sollte.

Bis zum Zieleinlauf in Roselle war alles relativ relaxt, dann begann aber der Stress.

Umziehen, zum Airport rasen, Mietwagen abgeben, zum Eincheckschalter hetzen...nur noch 35 Minuten bis zum geplanten Abflug.

Dann die Hiobsbotschaft: "Sie sind zu spät, der Flug ist überbucht, wir haben nur noch einen freien Platz.".

"Den nehme ich!!!" schreit Stephan völlig selbstlos neben mir, und ist kurz darauf schon auf dem Weg zum Gate.

Nach einem Augenblick drehe ich mich um und denke: Naja, New York City ist nicht die schlechteste Stadt, wo man stranden kann...

...da ruft die nette Frau am Schalter mir nach: "Sir, wir haben noch einen Platz in der First Class..."

Völlig entspannt angekommen, erfahre ich am nächsten Morgen in Frankfurt, dass Stephan seinen Sitzplatz genau neben der Bordtoilette hatte, wo ihn reges Treiben um den Schlaf brachte, von den unangenehmen Gerüchen mal ganz abgesehen.

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