Der Friedhof der Geisterhäuschen (San Phra Phum)...oder ein bisschen Kultur muss auch mal sein :-)

Den Einen oder Anderen wird es wundern, was haben Geisterhäuschen mit Laufen zu tun? Eigentlich nichts, aber den Anstoss, mich mit ihnen zu beschäftigen, bekam ich beim Laufen. Als ich während eines langen Trainingslaufes in Thailand an einer vermeindlichen wilden Mülldeponie, genau an der Strasse neben einem Luxusresort vorbei kam, wollte ich auf einmal wissen: was, warum, wieso, weshalb liegt der ganze "Müll" hier rum? Schnell erfuhr ich, dass es sich hier um einen Friedhof für Geisterhäuschen handelt. Aber, was sind eigentlich Geisterhäuschen? Wer in Thailand unterwegs ist, wird sie überall entdecken.Vor fast jedem Haus, aber auch an vielen anderen Stellen steht ein solches Geisterhäuschen. 

 

Die meist auf einem oder mehreren hohen Pfählen stehenden Geisterhäuschen werden immer beim Bau eines Hauses für den Erdgeist Chao Thi, den man beim Bau des Hauses aus dem Boden vertrieben hat, als neuer Wohnsitz zur Verfügung gestellt. So soll er ein neues Domizil erhalten und friedlich gestimmt werden. Auch sollte man darauf achten, dass das Geisterhäuschen außerhalb des Hausschattens errichtet wird. Fällt nämlich der Schatten des Hauses auf das Geisterhaus, kommen die beiden Welten miteinander in Berührung und in beide kommt Unruhe. Es sollte auch nicht direkt gegenüber des Hauseingangs stehen, da der Geist sonst nicht einzieht.

Regelmäßig werden an das Geisterhäuschen kleine Spenden in Form von Speisen, Getränken, Blumen oder anderem gestellt. So sollen die Geister friedlich gestimmt werden. Um sicherzustellen, dass der Geist seinen Schrein nicht alsbald wieder verlässt, muss dieser attraktiver gestaltet sein, als das Hauptgebäude. Dazu werden in oder vor dem Geisterhaus im Allgemeinen regelmäßig die o.g. Opfergaben deponiert. Die Bewohner des Geisterhäuschens erhalten so häufig Wasser oder Softdrinks, zu besonderen Anlässen auch Alkohol, wie zum Beispiel Reiswein oder Bier, und spätestens alle zwei Wochen werden den Geistern Obst, Reis oder Süssigkeiten oder ähnliche Gaben gereicht. 

Aber auch alte Geisterhäuschen müssen irgendwann mal entsorgt werden, sei es weil sie kaputt sind oder aber ein neues Haus gebaut wird. So landen die Geisterhäuschen dann auf dem "Friedhof". Interessant ist, dass Autos oder Mopeds, die an dieser Stelle vorbeifahren, hupen. Damit möchte man die Geister um Vergebung bitten, die ja immer noch in den Häuschen leben. Oft werden die Geister auch noch auf dem "Friedhof" mit Blumen und Getränken bedacht. Diese "Friedhöfe" werden häufig an Orten mit hohem Unfallaufkommen (z.B. vor Kurven) angelegt. Jeder der dann dort vorbei fährt, hupt. Und egal, ob man an so etwas glaubt, jetzt hat es irgendwo auch einen Nutzen, denn automatisch gehen viele Verkehrsteilnehmer mit der Geschwindigkeit herunter, und durch das Hupen wird der Gegenverkehr auch noch frühzeitig gewarnt.

 

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